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6. April 2010 | 7:16 Uhr

Lemminger = Lemminge?

Schon früher in der Schule, war Lemminger nur Lemmi … aus Lemmi wurde dann aufgrund des populären Videospiel Lemmings bzw. Lemminge. Und wenn es heute um meinen Namen geht, dann gilt beim Buchstabieren immer: Wie Lemminge nur noch mit einem „r“.

Es waren die frühen 90er, als mein Name eine neue Bedeutung erhielt und sich jeder erstmals überhaupt fragte, was denn Lemminge sind. Denn es war das Jahr 1991, als Programmierer aus Schottland den Welthit „Lemmings“ entwickelten und veröffentlichten. Durch das Spiel bekam der Begriff „Geschicklichkeit“ eine neue Bedeutung. Plötzlich war mehr als nur Reaktion gefragt: Logisches Denken und ein weit vorausschauender Blick retteten die Lemminge vor dem Absturz. Jahrelang wurde das Genre nur von Lemmings beherscht und jeder der einen Computer hatte kannte Lemmings. Und wer keinen Computer hatte, der kaufte sich extra wegen dem Spiel Lemmings einen. Es war ein unbeschreiblicher Siegeszug der kleinen Männchen mit den grünen Haaren. Falls Sie sich nicht mehr erinnern können bzw. Sie die Lemminge gar nicht kennen:

Zum Erinnern oder Kennenlernen kurze Videos mit den grünhaarigen Lemmings als Hauptdarsteller:

   

   

Aber was sind Lemminge überhaupt, haben Sie grüne Haare, wie uns das Videospiel zu glauben vermag? Laut Wikipedia handelt es sich bei Lemming um verschiedene Arten und Gattungen der Wühlmäuse. Auch verwendet Wikipedia den Begriff „Echte Lemminge“: auf diese Arten bezieht sich die Legende vom Massenselbstmord von Lemmingen, die aber jeder Grundlage entbehrt, oder stürzen sich Lemminge wirklich in den Tod?

Ob es jetzt am Videospiel liegt, oder an dem weiter unten erwähnten Dokumentarfilm von Walt Disney „Weiße Wildnis“. Die meisten denken bei Lemminge sofort daran, dass sich diese Tierchen wirklich selbst in den Tod stürzen.

Können Sie sich wirklich vorstellen, dass dieser süsse Winzling (welcher rein äusserlich wenig mit den kleinen grünen Männchen gemeinsam hat) sich freiwillig das Leben nimmt und anstandslos von hohen Klippen springt? Und dies nicht allein, sondern gleich im ganzen Rudel. Jeder kennt das Bild (aus dem Videospiel), auf dem ein Heer von Lemmingen auf einer Klippe wandert, um sich dann gemeinsam von dieser in den Tod zu stürzen. Die gängige These lautet, dass dies notwendig wäre, um die schnelle Explosion ihrer Population zu kontrollieren.

Aber stimmt dies wirklich, oder ist das ganze nur ein großer Mythos?

Forscher sind der Sache auf den Grund gegangen und haben folgende Erkenntnisse gewonnen: (Quelle: Welt der Wunder)

Starke Vermehrung
Tatsächlich steigt die Population von Lemmingen innerhalb weniger Jahre um das Tausendfache an – um dann urplötzlich auf einen Bruchteil zu schrumpfen. Doch der Hintergrund ist ein anderer: Lemminge sind sehr fruchtbare Tiere. Ein Weibchen bringt nach nur drei Wochen Tragzeit im Schnitt fünf Junge zur Welt, die schon nach wenigen Monaten geschlechtsreif sind. Durch die rasante Vermehrung wird das Nahrungsangebot schnell knapp, und die hohe Populationsdichte verursacht Stress.

Massenwanderungen
Der einzige Ausweg aus der Misere: Ein Teil der Lemminge muss die Population verlassen. Sie machen sich auf die Suche nach einem Ort, wo es wieder Futter für alle gibt. Die Wanderung ist voller Gefahren: Hermeline und Polarfüchse lauern den Lemmingen auf, reißende Flüsse versperren den Weg. Doch die Lemminge lassen sich auf ihrer Wanderung nicht aufhalten – zu groß ist ihr Drang nach neuem Lebensraum.

Kein Massenselbstmord
Der plötzliche Rückgang einer Lemmingpopulation hängt also zum einen mit der Abwanderung eines Teils der Population zusammen. Zum anderen sterben viele der kleinen Nager auf der Wanderung: Sie ertrinken im Fluss, verhungern oder enden als Mahlzeit zwischen den Zähnen eines Polarfuchses. Selbstmord allerdings begehen sie nicht.

Weiße Wildnis
Woher kommt also die Vorstellung, dass sich die Wühlmäuse von einem Felsen in den Tod stürzen? Wer den Dokumentarfilm „Weiße Wildnis“ von Walt Disney gesehen hat, weiß Bescheid: In dem Film von 1958 wird gezeigt, wie sich Lemminge auf eine Massenwanderung begeben und sich schließlich instinktiv von einer Klippe in den Arktischen Ozean stürzen und ertrinken. Doch die Tierfilmer haben nachgeholfen: Statt bei einer Wanderung wurden die eigens an den Drehort geschafften Tiere auf einer schneebedeckten Drehscheibe gefilmt. Und natürlich sprangen sie auch nicht freiwillig von der Klippe in den Abgrund – die Disneyleute warfen die Nager einfach hinunter.

Fazit:

Sollte also jemand den Namen „Lemminger“ mit den süssen, nicht in den selbstmordstürzende „Lemminge“ in Verbindung bringen, habe ich als „Lemminger“ gar nichts dagegen einzuwenden. Und für alle, die Lemminge als die Tiere gesehen haben, die Massenselbstmord begehen, konnte ich hoffentlich mit diesem Artikel die Augen öffnen und einen ganz neuen Blick auf diese süssen Tierchen bieten.



Kommentare

  1. Die Lemmings sind wohl in der Erinnerung der 70er Jahrgänge? Mir sind sie unbekannt. Die Lemminge kenne ich natürlich. Und da bin ich gespannt, ob die Vermehrungsfreudigkeit auch vergleichbar ist, oder ob das „r“ den Unterschied macht?

  2. @Johannes: Ich finde ja „Lemmi“ netter. Erinnert mich auch so schön an „Lemmi und die Schmöker“. 🙂
    @Ralph: Also ich bin kein 70er Jahrgang und kenne sie. Habe während des Studiums in der WG viel Zeit mit ihnen verbracht… Gute Anregung übrigens für unser kleines Retroblog. 😉
    Ansonsten sind Lemminger & Lemminger ja alles andere als Lemminge im Sinne von „Mitläufern“. Wohltuenderweise und Gottseidank!

  3. Wir haben uns erst vor Kurzem die „Lemmings Gold Edition“ für den PC geholt.
    Originale 1. un d 2. Version
    Preis um die 4,99 Euro
    Einfach mal wieder geil, dieses und andere (z.Bsp. Worms) zu spielen.

    Gruß
    Stefan

  4. Das Gerücht stammt ursprünglich aus Skandinavien und wurde durch den Dokumentarfilm von Disney bekannt. In Wahrheit sterben einfach eine Menge der armen Tierchen, wenn sie auf Wanderschaft gehen und neue Lebensräume suchen. In den 80ern gab es ein Computerspiel Lemmings und aktuell findet man eine ganze Reihe Cartoons, in denen sich Lemminge auf die unterschiedlichsten Arten umbringen.

    Ich bin ein großer Fan dieser Cartoons und habe die Idee zum Anlass genommen einen Roman zu schreiben, in dem sich ein Lemming weigert Selbstmord zu begehen. Der Roman ist als Taschenbuch und eBook überall wo es Bücher gibt erhältlich.

    Titel: Hilmer – Der Lemming, der nicht sterben wollte

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