26. Dezember 2022 | 10:00 Uhr

Steuerfalle und Liquiditätsfalle Nebengewerbe

Du hast einen Hauptjob als Angestellter und beginnst nebenbei ein Nebengewerbe. Was grundsätzlich eine großartige Idee ist, kann sich im Nachhinein als große Steuerfalle und Liquiditätsfalle herausstellen. Damit du in keine Falle trittst, haben wir diesen Beitrag für dich aufbereitet und auch eine eigene Podcastfolge (#84) aufgenommen.

Viele beginnen ein Nebengewerbe, um zusätzliches Geld zu verdienen. Warum und in welcher Form gibt es dabei eine Steuer- und Liquiditätsfalle? Bevor wir dir diese Frage beantworten, ist es im ersten Schritt wichtig, dass du dein Gewerbe überhaupt anmeldest. Oft beginnt das Verkaufen über eBay oder das Geld verdienen über Insta, YouTube, Onlyfans oder einen Onlineshop, bevor du ein Gewerbe angemeldet hast. Unbedingt daran denken, dein Gewerbe auch gleich anzumelden.

Du machst alles richtig und meldest dein Gewerbe bei der Stadt oder Gemeinde an. Die Gewerbeanmeldung an sich ist die kleinste Hürde. Ausnahmsweise handelt es sich dabei um ein sehr einfaches und verständliches Formular. Im zweiten Schritt bekommst du allerdings vom Finanzamt einen sogenannten steuerlichen Erfassungsbogen zugesendet. Dieser ist im Vergleich zur Gewerbeanmeldung ein Buch mit 7 Siegeln. Und oft beginnt dein Schlamassel mit diesem Bogen.

Warum ist das so?

In diesem Bogen befindet sich unter anderem auch die Angabe, wie hoch dein Gewinn im Jahr der Gewerbeanmeldung und im Folgejahr ist. Was du hier angibst, bleibt komplett dir überlassen und so passiert es sehr oft, dass hier 0,00 Euro angegeben werden. Das kann sein, doch oft ist es eben auch anders und es wird gleich im ersten Jahr schon Geld (Gewinn, nicht Umsatz) verdient. Und genau an dieser Stelle nimmt das Unheil seinen Lauf.

Stellen wir uns vor, dass du dein Gewerbe im Jahr 2022 angemeldet hast. Im Erfassungsbogen hast du den Gewinn 2022 und 2023 vorsichtig kalkuliert und 0,00 Euro angegeben. Jetzt machst du aber bereits 2022 und auch 2023 einen jährlichen Gewinn von 10.000 Euro. Was bedeutet das für dich und warum kann dich das sehr schnell einholen?

Viele denken, dass 10.000 Euro Gewinn keine steuerlichen Konsequenzen hat, schließlich gibt es einen sogenannten Grundfreibetrag, welcher über 10.000 Euro liegt. Grundsätzlich ist dies auch richtig, allerdings betreibst du deine Selbständigkeit als Nebengewerbe und hast mit deiner Hauptbeschäftigung deinen Grundfreibetrag schon lange aufgebraucht. Je nachdem wie viel du verdienst, bist du sogar im Spitzensteuersatz bei 42%. In unserem Beispiel wollen wir mit 30% Steuern auf dein Nebengewerbe rechnen:

Somit musst du für das Jahr 2022 und 2023 jeweils mit einer Steuernachzahlung von 3.000 Euro rechnen. Unterstellt du gibst deine Steuererklärung 2022 erst im Jahr 2024 ab und der Bescheid kommt im Laufe des Jahres 2024, dann hast du nochmals ein zusätzliches Jahr (nämlich 2024), in dem du noch keine Steuern auf den Gewinn deines Nebengewerbes bezahlt hast. Im schlimmsten Fall hast du also knapp 3 Jahre keine Steuern auf dein Nebengewerbe bezahlt. Im Jahr 2024 kommt es damit umso stärker, du zahlst für 2022, 2023 und für 2024 in der Summe dann knapp 10.000 Euro Steuern.

Unser Rat, damit dir das nicht passiert:

Du musst nicht im steuerlichen Erfassungsbogen 10.000 Euro Gewinn angeben. Denn oft weißt du es in diesem Moment nicht. Wir wollen uns auf die Dinge konzentrieren, die du weißt bzw. wissen solltest und das ist dein Gewinn und auch dein laufender Gewinn.

Du solltest also immer über deine aktuellen Zahlen informiert sein und dann liegt es an dir, ob du diesen Gewinn vorab dem Finanzamt meldest oder ob du dir Steuernachzahlung auf die Seite legst.

Auf jeden Fall verhinderst du somit negative Überraschungen und die Steuer-/ Liquiditätsfalle bleibt dir in deiner Zukunft erspart.

GEMEINSAM SIND WIR STARK UND NOCH VIEL STÄRKER!

Miteinander und Füreinander mit Zusammenarbeit und Zusammenhalt.

Dein LEMMINGER + LEMMINGER Team