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8. Oktober 2011 | 11:04 Uhr

Griechenland, Banken, Gold und Schulden – wird die Welt untergehen?

Einige Gedanken über Griechenland, Banken, Gold und Schulden. Ein kleiner BLOG-Beitrag, der nur meine Gedanken und Ansichten wiedergibt und vielleicht auch ein kleiner Denkanstoss für alle andere sein kann.

 

Die Angst ist allgegenwärtig. Jeden Tag kann man in den Zeitungen neue Hiobsbotschaften lesen. Die Politiker behaupten unverdrossen, dass alles gut geht, dabei sollte uns die Vergangenheit zeigen, dass man auf das Wort eines Politikers keinen Pfifferling setzen kann. Lächerlich wird das ganze, wenn dann sogar politische Stimmen aus Griechenland behaupten, dass Griechenland jeden einzelnen Cent seiner Schulden zurückbezahlen wird. Aus griechischer Sicht scheint dies noch nachvollziehbar. Die direkt Betroffenen, die die tatsächlichen Umstände am Besten einschätzen könnten, sind nicht in der Lage, das wahre Fiasko zu erkennen. Ein ähnliches Verhalten kann man bei vielen Unternehmen in einer Schieflage betrachten. Auch dort wird nochmals um jeden Kredit gekämpft, bevor das Schiff dann letztendlich untergeht. Man will sich diesen finalen Schlussstrich nicht eingestehen und man verschliesst die Augen vor der Realität. Doch auch dort gilt: ein „Ende mit Schrecken“ ist besser als ein „Schrecken ohne Ende“.

Erschwerend kommt bei der aktuellen Krise hinzu, dass eigentlich keiner weiss, was er tut. Von 100 Experten erhalten Sie wahrscheinlich 100 verschiedene Antworten bzw. Lösungsvorschläge. Die wirtschaftlichen Risiken und Auswirkungen sind nicht vorhersehbar. Was passiert wirklich bei einem Schuldenschnitt von Griechenland oder bei einem Verlassen des Landes aus der Euro-Zone oder bei einer geplanten Insolvenz oder wie gerade aktuell, wenn andere Länder große Garantien und Hilfspakete schnüren? Keiner kann dies heute nur annähernd vorhersehen. Sicher ist für mich nur eines: Griechenland kann allein mit Geld nicht geholfen werden.

Die strukturellen Probleme von Griechenland sind so groß, dass jeder Euro in irgendeinem Loch versickert und keiner weiss, wo dieser gelandet ist. In einem Land, in dem zahlreiche Bürger steuerlich gar nicht registriert sind, in einem Land, in dem 20-25% aller Arbeitnehmer im Staatsdienst beschäftigt sind, in einem Land, in dem manche Superreichen gar keine Steuern bezahlen, in einem Land, aus dem immer mehr Unternehmer ins Ausland fliehen, in einem Land, in dem die Korruption auf der Tagesordnung steht, in einem Land, in dem Olivenöl der Exportschlager ist, in einem Land, welches jetzt durch deutsche Solarunternehmen (keine Siemens, keine Daimler, keine BMW … nein Firmen wie Solarworld usw.) unterstützt werden soll. Firmen, die durch milliardenschwere Subventionen in Deutschland gewachsen sind, und von denen aktuell sehr viele vor dem Ende stehen, da amerikanische und chinesische Firmen in ihrer Entwicklung viel weiter sind. Diese Unternehmen sollen jetzt die großen Retter sein? In einem Land mit diesen Problemen, können Garantien in Euro nicht das Heilmittel sein.

Zusätzlich muss Griechenland harte Sparauflagen erfüllen. Gehälter sollen gekürzt werden, Steuern sollen erhöht werden, zusätzliche Steuern eingeführt werden. Durch diesen Sparzwang rutscht Griechenland immer weiter in die Rezession. Wachstum rückt dadurch immer weiter in die Ferne. Und nur Wachstum kann Griechenland in der Zukunft helfen und das Land wieder auf die Beine bringen. Aber Sparen und Wachsen ist ein Gegensatz an sich. Die Bevölkerung geht auf die Strasse, es gibt Strassenschlachten und Chaos. Griechenland versinkt in einer tiefen Depression. Geld alleine hilft nicht.

Nicht zuletzt durch Griechenland geraten viele internationale Banken in Schwierigkeiten. Banken, die in schlechten Zeiten tausende von Mitarbeitern entlassen und auf die Strassen setzen. Die Banken, die in der ersten Krise durch den Staat und somit durch Steuergelder gerettet wurden. Banken, die sich auf die Brust schreiben können „too big to fail“, oder dies zumindest denken. Nicht zuletzt deswegen können diese Banken in Zeiten, die ruhiger sind, Geschäfte eingehen, in denen sie innerhalb von Wochen, Monaten Milliarden verdienen können. Ganz im Glauben, dass ja nichts schief gehen kann und wenn, dann werden sie durch Steuergelder gerettet. Da vernichtet ein Mitarbeiter bei der UBS z. B. 2,3 Milliarden Euro, einfach so.

Nichts, aber auch gar nichts hat sich seit der Lehman-Pleite geändert. Und Aussagen von  Banken-Chefs, die sich heute hinstellen und sagen, dass sie auf eine weitere Krise besser vorbereitet wären als damals, diese Aussagen können nur bezweifelt werden. Selbst der deutsche Primus, die Deutsche Bank, hat noch vor Wochen behauptet, am Jahresziel von 10 Mrd. Euro Gewinn festhalten zu können, nur um ein paar Tage später dieses Ergebnis um 2-3 oder noch mehr Milliarden nach unten zu korrigieren.

Selbst in Amerika beginnt ein langsames Umdenken. Menschen gehen auf die Strasse und demonstrieren gegen die Wall Street und die Banken. Noch wird dies belächelt, aber aufgrund der schnell steigenden Demonstranten werden nicht nur die Banken, sondern auch die amerikanischen Politiker nervös. An der Börse fallen die amerikanischen Banken schon länger. Vielleicht nimmt die Börse die Realität vorweg und sorgt duch weiteren Kursverfall dafür, dass Banken zerschlagen werden müssen, dass Banken wieder kleiner werden und nicht nur die Größe und der Profit zählt. Dass sich die Banken endlich wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren müssen und nicht Produkte verkaufen, die sowieso keiner versteht, selbst die Bänker nicht.

Viele stürzen sich deswegen blindlinks in Anlageformen wie Gold, Silber, Beton (Immobilien) usw. Zahlreiche dubiose Untergangspropheten und Berater treiben ihr Unwesen im Internet und auch in der realen Welt. Diese wollen nichts anderes, als an ihre schwer verdienten Euros, genau an diese Euros, denen diese Berater selbst den Untergang prophezeien. Gold hat aktuell bei ca. 1.600 – 1.700 US-Dollar den Stand von vor 25 Jahren erreicht. Als Goldanleger mussten Sie also 25 Jahre warten, dass sie ihren Einstandskurs wieder erreicht haben.

Gold bringt keine Erträge (weder Zinsen noch Dividenden). Gold gibt es im Überfluss. Zwar ist es richtig, dass die Nachfrage das Angebot übersteigt, aber jeden Tag werden zig Tonnen neues Gold zu Tage getragen. Ich kann nicht ausschliessen dass Gold in naher Zukunft weiter steigt, selbst auf 10.000 US-Dollar, aber früher oder später wird es wieder erheblich an Wert verlieren. Wenn sie nicht davon ausgehen, dass die Währungen abgeschafft werden und wieder Gold als Zahlungsmittel eingeführt wird, wird der Preis von Gold nur durch Spekulanten getrieben. Dies geht solange gut, bis diese Spekulanten dann irgendwann das Gold zu Geld machen müssen. Dann fällt der Preis von Gold wie ein Stein vom Himmel. Immer wieder fällt im Zusammenhang von Inflation das Wort Gold. Dabei ist höchst zweifelhaft, ob Gold wirklich als Inflationsschutz taugt bzw. ob es überhaupt zu einer Inflation kommen wird oder ob es nicht sogar zu einer Deflation kommt. Besonders in solchen Zeiten sollten sie also Augen und Ohren offen halten und noch kritischer gegenüber solchen Verkäufern sein.

Für mich steht zumindest fest, dass mit weiteren Schulden die bestehenden Schulden nicht bekämpft werden können. Ein Umdenken, nicht nur für zukünftige Generationen, muss stattfinden. Dieser Prozess wird nicht sanft erfolgen und insbesondere werden alle Generationen hierzu ihren Beitrag leisten müssen. Vom jetzigen Rentner bis zum Neugeborenen. Doch ganz egal was passiert, wie schlimm jetzige Entscheidungen Auswirkungen auf die Zukunft haben, die Welt wird deswegen nicht untergehen. Vielleicht wird sie sich grundlegend ändern, aber sie wird sich weiter drehen.

Haben sie ähnliche oder auch ganz andere Gedanken? Würde ich mich über Kommentare hier in diesem BLOG sehr freuen.



Kommentare

  1. Wenn die Einnahmen nicht einmal ausreichen, die laufenden Kosten und Zinsen zu bezahlen, so kann durch weitere Kredite keine Lösung geschaffen werden. Das Gegenteil ist der Fall. Strukurelle Hilfen und Reformen in GR sind dringend notwendig, sind aber nicht die Lösung des aktuellen Problems. Aus meiner persönlichen Sicht ist die Situation alternativlos. Ich befürworte bereits seit Monaten den Haircut. Erst danach macht wirtschaftliche und strukturelle Hilfe Sinn. Die Währung wird es wohl verkraften. Einige Banken geraten vermutlich in Schieflage, würden aber sicherlich gestützt. Das Stützen der Banken käme vermutlich günstiger als weiterhin die hoffnungslose Insolvenz der Griechen mit Milliarden zu verschleppen.

    1. zumindest wird es spannend bleiben. Und vorallem was passiert, wenn der angesprochene Haircut kommt?

  2. Ich gebe zu, mir fehlt die ökonomische Kompetenz, um das ganze Desaster zu beurteilen oder gar zu ahnen, welche Krisenbewältigungsstrategie jetzt die richtige ist. Aber wem fehlt die nicht? Du schreibst ja zu Recht, dass jeder „Experte“ eine andere Meinung hat. Ich habe nur den starken Verdacht, dass die Strategie, die griechische Schulden- und Misswirtschaft durch Garantien am Leben zu halten, die falsche ist. Länder, die unproduktiv sind, Schulden aufhäufen und über ihre Verhältnisse leben, werden subventioniert von Ländern, die das besser gemacht haben? Und gleiches Prinzip bei Banken, die der Steuerzahler großzügig stützen darf, weil sie sich mit risikoreichen Anleihen verspekuliert haben? Das klingt nach Transferleistungen und nicht mehr nach Marktwirtschaft.

    Für meine Begriffe hatte das Prinzip mehr Chance = mehr Risiko bisher Charme. Wer griechische oder portugiesische Staatsanleihen kauft statt deutsche, möchte mehr Zinsen kassieren und muss dafür bereit (und in der Lage) sein, das höhere Risiko zu tragen. Aber nein, das Risiko können ja andere tragen, dafür gibt es die EU. Das kann nicht funktionieren!

    Was mir auch furchtbar auf die Nerven geht ist das Argument, die Banken seien ja systemkritisch und daher dürfe man sie nicht pleite gehen lassen. Ja, kann schon sein, aber dann ist das System komplett falsch oder aus dem Ruder gelaufen. Wie kann man ein System zulassen, dass Missmanagement nicht bestraft, sondern großzügig ausgleicht, weil ja sonst das System zusammenbricht … Unglaublich. Wo ist der politische Gestaltungswille, das mal energisch und nachhaltig zu ändern?

    1. Hallo Christian,

      wie du schon selbst sagst. Egal ob Experte oder nicht, keiner kann wirklich sagen, welcher Schritt welche Konsequenzen nach sich zieht. Aber ich glaube, dass es diesen ploitischen Gestaltungswillen irgendwann geben wird. Wahrscheinlich eher unfreiwillig als freiwillig ;o)

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